Fachwissen

Wechseljahre - Tips und Infos

Dr. Judith Binder Trotula-Logo

Die häufigsten Symptome sind:

unregelmäßigen Zyklen und die Frage der Verhütung

Hitzewallungen,

Schlafstörungen

Depressionen

Gelenksschmerzen,

Scheidentrockenheit

Gewichtszunahme

Hier kommt zunächst einiges an Hintergrundwissen und dann die Therapievorschläge, die sich oft überschneiden, denn es sind harmonisierende Maßnahmen und diese sind, egal nach welcher Richtung das Ungleichgewicht besteht, fast bei allen Symptomen angezeigt.

*Unregelmäßige Zyklen und unterschiedliche Blutungsstärke:

Es ist normal, dass der Menstruationszyklus unregelmäßig wird, es „wechselt“ eben von einer Lebensphase mit fruchtbaren Eisprungszyklen in die neue Phase ohne Eisprünge, ohne Menstruation — die Eierstöcke begeben sich langsam zur Ruhe, und diese Phase des Übergangs kann einige Jahre dauern.

Hier ist das einzige Problem die Verhütung. Die Pille ist schon allein wegen dem Lebensalter nicht mehr anzuraten, also bleiben als Methoden die Kupfer- oder Goldspirale, das Diaphragma und das Kondom. Die Temperaturmethode kann natürlich weiterhin betrieben werden, dient aber nur noch zur Kontrolle, ob ein Eisprung stattgefunden hat, nicht mehr um ihn vorherzusagen.

Es sind nun manche Zyklen mit, manche ohne Eisprünge — das bedeutet, wir sind nicht mehr so fruchtbar wie in jüngeren Jahren, aber dennoch müssen wir noch verhüten.

Bewährte Verhütungsmethoden sind nach meiner Erfahrung die sehr kleine Kupferspirale namens „Flexi-T“ und das Diaphragma — beides muss eingesetzt, bzw. angepasst werden, dafür stehe ich gerne zur Verfügung.


*Die Blutungsstärke:

Wird die Blutung schwächer, ist das ein angenehmer, problemloser Wechselverlauf und wir brauchen nichts zu unternehmen.

Wird die Blutung stärker und vielleicht sogar häufiger, klumpiger und fühlen wir zunehmende Erschöpfung, Müdigkeit und Blässe, zeigt dies einen zu starken Blutverlust an — eine Untersuchung ist angesagt. Meistens hat sich dann in der Gebärmutter die Schleimhaut polypös verändert aufgrund der Hormonschwankungen im Blut. Manchmal ist dann eine Curettage die beste Lösung, um die Gebärmutter wieder frei zu machen und die Blutung wieder auf eine normale Stärke zu bringen. Zuerst kann man hormonregulierende Kräuter einnehmen und ruhig drei Zyklen beobachten, ja nach Befinden.


*Hitzewallungen

Die Erklärung für die Hitzeschübe ist die Nachbarschaft der zwei Zentren im Gehirn: das Temperaturzentrum und das Hormonsteuerungszentrum. Im Gehirn werden die Hormone produziert, die unsere Eierstöcke stimulieren. Wenn nun diese anfangen, ihre Arbeit einzustellen, versucht die Hypophyse noch einige Zeit, durch Ausschüttung von mehr stimulierenden Hormonen, diese anzukurbeln. Dabei wird das Temperaturzentrum irritiert und es kommt zu den bekannten Anfällen von Schweissausbrüchen. Hier gilt zunächst: keine Panik, gelassen hinnehmen, Kleidung anpassen, Fenster öffnen und im schlimmsten Fall ein frisches T-Shirt anziehen. Es gibt kühlende Kräuter wie Salbei, der als Tee kalt getrunken und  für Abreibungen verwendet werden kann. Bitte keine scharfen Speisen und Gewürze verwenden, diese fördern die innere Hitze!

Auch hier helfen die untenstehenden harmonisierenden Tips.


*Schlafstörungen

Der Schlaf wird leichter, manchmal kommt es sogar zu echten täglichen Durchschlafstörungen. Die gute Nachricht: auch das ist vorübergehend. Dennoch müssen wir eine Strategie finden, wie wir damit umgehen. Der Grund liegt in der Hormonumstellung, natürlich, aber wie stark sich die Schlafstörung manifestiert und wie sehr sie uns beeinträchtigt, hängt stark von unseren Lebens- Ernährungs- und Arbeitsgewohnheiten ab. Genauso wie bei den Hitzewallungen gilt hier: je weniger wir die Sache dramatisieren, umso besser kommen wir damit zurecht.

Es gibt schlaffördernde Kräuter wie * Hopfen, * Baldrian, * Melisse oder * Passionsblume, die wir als Abendtee trinken oder ins abendliche Bad geben können. Und das ultimative, beste ist der meditative Umgang mit dem nächtlichen Wachsein: entweder man geht mit dem Atemrythmus den ganzen Körper durch, beginnend bei den Füssen bis zum Kopf, oder man hört eine entsprechende Anleitung auf CD, oder wir lernen eine Technik des Meditierens im Yogazentrum. Ich selber habe zwei Techniken von meiner spirituellen Lehrerin Amma, die Ma-Om-Meditation, die frei auf CD erhältlich ist, und die IAM-Meditationstechnik, die in kostenlosen Kursen weitergegeben wird. Natürlich sind das Wege, die unser Inneres reinigen, Weisheit, Liebe und Mitgefühl vermehren, und somit weit mehr sind als Methoden gegen Schlafstörungen, aber wer eine solche Methode kennt, weiss sich auch im Falle von unfreiwilliger nächtlicher Wachheit zu helfen!


*Depressionen :-(

Dies ist nicht unbedingt nur eine Wechselerscheinung, kommt aber im Wechsel häufiger vor. Viele Frauen berichten über grundlose Phasen von Traurigkeit und trister Stimmung, die sie bisher nicht kannten. Offensichtlich begünstigt die körperliche Ausnahmesituation eine psychische Labilität. Wir können und sollten diese nutzen, um uns über unser Leben klar zu werden, über unsere Ziele, unser Streben, unsere Werte und unsere Pläne. Was ist wirklich wichtig? Was wollen wir weiterhin behalten und wovon wollen wir uns trennen? Was macht uns glücklich und was belastet uns? Wir erkennen, dass die Jugend nicht wiederkehrt, dass niemand außer wir selbst für unser Leben und dessen Erfolg verantwortlich ist. Und was ist überhaupt Erfolg? Welche Werte leben wir und wollen wir das bis zum Lebensende weiter betreiben oder wollen wir eine Kurskorrektur einleiten? War vielleicht bis jetzt alles gut, stimmt aber nicht mehr für eine Frau, die sich von ihrer Fruchtbarkeit verabschiedet und in die Phase der weisen, beratenden Frau hinübersteigt? :-)

Mehr unter: Beziehung und Freundschaft


*Gewichtszunahme

Durch die hormonelle Umstellung ändert sich unser Stoffwechsel. Wir brauchen nicht mehr so viel essen, um unseren Körper zu ernähren. Aber die Essgewohnheiten bleiben gleich :-(, ohne dass wir den verminderten Bedarf merken, deshalb nehmen wir zu. Es nützt alles nichts: wer schlank bleiben will, muss sich umstellen. Und zwar nach der FDH-Methode. (Wer nicht weiß, was das heißt: „Friss die Hälfte“, etwas derb, aber treffend, nicht wahr?)

Es würde hier absolut den Rahmen sprengen, ausführlich über gesunde Ernährung zu schreiben, aber ich verweise auf den anderen Artikel unter Ernährungstips zum Thema. Natürlich ist gesunde, gekochte, biologische, ballaststoffreiche Kost wichtig, aber wenn wir beim Thema Gewichtszunahme sind, gilt vor allem: Weniger ist mehr! Und einen von mir erfolgreich erprobten Tip gebe ich gerne weiter: vor dem Essen IMMMER ein Glas Wasser oder sehr verdünnten Saft trinken — oft spüren wir Hunger, wenn wir in Wahrheit Durst haben! :-)


*Gelenksschmerzen

Die hormonelle Umstellung wirkt sich auch auf die Knorpel und die Gelenksschmiere aus. Da der Grund für Gelenksschmerzen aber auch rheumatisch bedingt sein kann, ist es zunächst ganz wichtig, eine genaue Abklärung machen zu lassen. Aber auch hier gilt: hormonell ausgleichende Kräuter, eine gesunde Lebensweise und sanfte Körperübungen sind auch für die Gelenke gut!

Laut Ayurveda braucht der Körper nach dem Wechsel mehr Öliges und zwar sowohl innen als auch außen. Nicht das Wässrige hilft gegen Trockenheit und deren schmerzhafte Folgeerscheinungen, sondern das Ölige. Die Gelenke müssen eingeölt werden, sanft und regelmäßig, am besten zweimal/Tag. Und innerlich muss man Ghee (= Butterschmalz, am besten vom Asiageschäft) zu sich nehmen. Man sollte mit Ghee kochen und morgens 1 Teelöffel Ghee mit einem Glas heißem Wasser trinken.

Falls doch eine Hormontherapie nötig/hilfreich ist, muss dies natürlich individuell und persönlich besprochen werden.


*Scheidentrockenheit

Weniger Östrogen im Blut bewirkt eine Veränderung an der vaginalen Schleimhaut, sie wird dünner, trockener und röter :-(. Bei mechanischer Beanspruchung wird sie leichter gereizt als vorher. In Einzelfällen kommt es sogar zu einer echten „Schrumpfung“, der Scheideneingang wird enger und unelastischer, jede Penetration ist dann schmerzhaft. Hat eine Frau keinen Geschlechtsverkehr, bemerkt sie meistens gar nichts von der Veränderung. Es lohnt sich jedoch in jedem Fall, die Scheide zu pflegen, und zwar mit ganz einfachen Mitteln. Sexuell aktive Frauen werden aber mehr motiviert sein, diese Maßnahmen regelmäßig durchzuführen:

Einmal täglich mit einem Öl oder der Cimicifugacreme(das Bild zeigt die Zubereitung der Salbe von der Bahnhofsapotheke am Franz-Josefs-Bahnhof, dort kann man sie bestellen.) den Genitalbereich pflegen, und zwar kann man dazu Sesamöl, Weizenkeimöl, Granatapfelöl oder Nachtkerzenöl verwenden.

cimicifugasalbeAls Creme gibt es auch östrogenhaltige Zubereitungen, die empfehle ich in Fällen von starken Beschwerden für eine Zeitlang, danach steigt man um auf die Cimicifugacreme, abwechselnd mit Öl. :-(


*Lebensstil- und Therapiemassnahmen*


ÖL — ÖL — ÖL!!!

Mit dem Wechsel beginnt unsere dritte Lebensphase — im Ayurveda ist dies die „Vata-Zeit“, das heißt, Vata ist die dominante Qualität mit Trockenheit, die nicht mit Wasser, sondern mit Öl auszugleichen ist. Mit Ölmassagen, die wir auch selber durchführen können, einfach mit Sesamöl jeden Tag den Körper einölen, wenn wir Zeit haben, darf dies eine halbe Stunde dauern, wenn nicht, einfach die Beine und die Gelenke mit Öl massieren. Zusätzlich die Körperöffnungen mit Öl pflegen: die Ohren, die Nase, die Scheide und den After. Ganz toll ist das „Öl ziehen“, es entgiftet auf sanfte Weise den Körper: wir nehmen einen guten Schluck Sesamöl (oder Olivenöl, Weizenkeimöl, natürlich alles Bio!) in den Mund und bewegen es 10 Minuten oder länger hin und her, dann spucken wir es aus und spülen nach.

Unsere Speisen sollten auch immer wieder gutes kaltgepresstes Öl enthalten, um den Verdauungstrakt geschmeidig zu halten. Besonders gut ist das Kochen mit Butterschmalz, auch Ghee genannt. Dieses Ghee ist das beste Fett, es entgiftet uns über den Darm, bindet Toxine und darf beim Kochen erhitzt werden, im Gegensatz zu den kaltgepressten Ölen!



:-) Hormonell ausgleichende Kräuter, die besonders (aber nicht nur!) im Wechsel hilfreich sind: :-)


* Salbei — wirkt kühlend, als Tee, zum Trinken, zum Einreiben, als Kapseln salbei

* Rotklee — in vielen Präparaten, entweder als Einzelsubstanz oder gemischt

* Nachtkerzenöl — als Kapsel eingenommen macht es die inneren Schleimhäute geschmeidig und wirkt hormonell ausgleichend

* Soja — enthält Isoflavone und wirkt östrogenähnlich, als Kapsel (oft mit Rotklee und Nachtkerzenöl gemischt)

* Traubensilberkerze — heißt auch Cimicifuga racemosa oder Schlangenwurzel. Es gibt mittlerweile einige Präparate mit diesem Extrakt als Einzelsubstanz. Sehr gut sind auch von Weleda die „Cimicifuga compositum“ Tropfen, eine Mischung, die besonders auf das rhythmische Geschehen wirkt.

* Frauenmantel — der Dauerbrenner, als Tee zweimal täglich eine Tasse, sehr gut! Buchempfehlung: „Alchemilla“ von Margret Madejsky


* Einnahme:*

Kapsel oder Tropfen nimmt frau täglich zunächst einmal für 1 Monat, hat es gut getan, sollte man mindestens noch zwei Monate weitermachen, spätestens nach sechs Monaten ist aber eine Pause von einem Monat angesagt.