Trotula-Weblog

Der Weg des Kreises

Von 19. bis 26. August 2007 lebte ich im Camp mit Manitonquat, einem Assonet — Ältesten.

Manitonquat, das heisst auf englisch Medicine Story, zu deutsch Geschichtenerzähler. Er ist ein echter Ältester. Wenn der Kreis beginnt, begrüßt er in unser aller Namen die Erde, unsere Mutter, dann die vielen Lebewesen, die auf ihr kriechen, krabbeln, laufen, springen, fliegen und gehen, und Großvater Sonne und Großmutter Mond und alle Sterne. Und zuletzt das Große Geheimnis, das hinter all diesem kosmischen Lauf steht — möge es uns schützen, führen und unseren Weg bescheinen.

Eine Woche durfte ich mit diesem Mann und seiner schwedischen Frau Ellika im Camp verbringen. Jeden Tag Stammestreffen, jeden Tag zweimal ein Clantreffen. Manitonquat ist auch Lehrer für Councelling und er weiss, dass alle Menschen die Nähe zu anderen brauchen und lieben. Vieles, was ich im Hunawissen so schätze, finde ich auch hier, in seiner Lehre.

Er bringt uns bei, wie wir den Gefühlen unserer Mitmenschen Aufmerksamkeit entgegenbringen, er weiss, dass nicht ausgedrückte Gefühle blockierend wirken und unser Denken behindern — ganz klar auf hawaianisch: das Unihipili behindert das Uhane!

Er lebt den Weg des Kreises, eine echte Alternative zum kapitalistischen System der Ausbeutung vieler durch wenige, wie es im Symbol der Pyramide gut dargestellt ist. Im Kreis wird jede und jeder respektiert und niemals attakiert. Ich liebe seine positive Haltung, ich liebe sein Engagement und ich liebe seine Courage, mit der er fragt: willst du die Welt verändern? Und er selbst will es und tut es. Er ist so alt wie mein Vater, wie soviele Väter, wie soviele alte Männer, die mit 70, 80 oder 90 Jahren im Altersheim verschwinden. Er sitzt mit Babies, mit Kleinkindern, mit Jugendlichen und mit Erwachsenen im Gras, im Kreis, und er macht ihnen Mut. Er bringt ihnen seine Vision und er ermutigt sie, die Welt zu verändern. Nicht ein einziges Mal habe ich ein zynisches Wort aus seinem Mund gehört!

„Ich bin voller Zuversicht, dass wir gemeinsam diese Welt verändern werden. Gemeinsam gibt es nichts, was wir nicht erreichen können!“

Danke, Manitonquat und Danke, Ellika!


PS: das Camp fand in Kärnten, auf dem Hof der Familie Dörfler in Arndorf bei Maria Saal statt — HO! Mehr unter www.weg-des-kreises.at

Judith Binder am Mo., 27. August 2007